Ein ganz normaler Tag…

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Ein ganz normaler Tag in meinem Leben in Jujuy:

Um halb acht geht mein Wecker. Schon länger konnte ich nur noch stückweise schlafen, die pralle Sonne kitzelt meine Augen. Erstmal auf die Dusche warten – das die drei Jungs sich auch immer rasieren müssen… Dann Galletas oder Brot frühstücken mit Früchtetee oder optional Mate. Immer natürlich mit Frischkäse oder Dulce de Leche (Argentinische Nutella- eine Karamellcreme, die einem erstmal das Gefühl gibt, jegliche Zahnfüllungen rauszuholen). Dann fahr ich nach Alto Comendero – das ist fast schon eine eigene Stadt, auf jeden Fall aber ein sehr armes und abgehängtes Viertel Jujuys, das sich sehr ausserhalb befindet. Dort warten die Kinder schon auf mich. Sie rennen mir entgegen, rufen „Seno“ und umarmen mich und begrüssen mich mit dem üblichen Küsschen auf die Wange. Die Kinder sind alle ungefähr zwischen 3 und 13 Jahre alt. Wir gehen zusammen zu einem Raum, den Mercedes bereitstellt. Sie wohnt dort im Armenviertel mit ihrer Familie. Ihre Söhne betreuen wir auch dort im Color Esperanza. In dem Raum befindet sich ein Schrank und Tische und Bänke. Ersteinmal machen wir Tareas (Hausaufgaben). Wenn die Kinder ihre Mappe nicht dabei haben, was oft passiert, geben wir ihnen selbst entworfene Hausaufgaben oder kopierte Vorlagen. Wir korrigieren alle Hausaufgaben und müssen sehr viel erklären. Stressig ist auch, dass immer 10 Kinder an mir hängen, die irgendetwas wollen. Da lernt man, einen kühlen Kopf zu bewahren. Wir müssen ausserdem auf die einzelnen Kinder speziell eingehen. Manche können nur ausmalen, weil sie noch zu jung sind. Andere gehen nicht zur Schule, denen versuche ich wenigstens die Grundrechensachen ein bisschen klar zu machen, damit sie nicht ganz lebensunfähig sind… Wie soll ein Junge mit 12 Jahren einkaufen, der nicht weiß, was 2+1 ist? Wieder andere sind wunderbar gut in Mathe, tun sich aber in Lengua schwer. Nach den Tareas spielen wir UNO oder andere Spiele. Wir gehen auf den Cancha zum Fußballspielen oder um andere Spiele zu machen. Wir lassen Solarzeppeline steigen, wir malen mit Wasserfarben, lesen aus Büchern vor, knüpfen Armbänder oder vergrößern den Boden durch eine Becherlupe. Anschliessend setze ich mich in einen Bus, fahre wieder eine dreiviertel Stunde zur WG im Zentrum, esse schnell etwas (Vielleicht hat ja auch schon jemand gekocht? Wir essen hier sehr viel Papas und Tomaten, die sind sehr sehr lecker und sehr günstig.) und dann geht’s auch schon weiter zum Dar.lo.Cab in der Villa Belgrano. Dort spiele ich mit den Kindern im Kindergarten, unterhalte mich mit der Erzieherin, male mit den Kindern, geb ihnen beim Schaukeln Schwung, hole die Milch und die Semmeln für die Milchpause um halb fünf und begleite die Kinder aufs Klo. Außerdem begleite ich sie nach Hause, wenn sie sich in die Hose gemacht haben. Die Kinder im Kindergarten sind sehr unterschiedlich weit in der Entwicklung. Die einen sind schon in der Vorschule, andere tragen noch Windeln. Auf den Umstand können die Erzieherin Karina und ich eingehen, in dem ich mit den größeren zum Beispiel musikalisch etwas einstudiere, während sie die kleineren betreut. Um 18 Uhr gehe ich dann erfüllt und müde nach Hause. Ich koche den Jungs etwas, räume ein wenig auf, schreibe einen neuen Blogeintrag (der Stoff dazu wird wohl nie ausgehen), schau noch kurz ins Internetcafe. Später trink ich vielleicht noch einen Yerba-Mate oder schau noch in eine kleine Bar der unzähligen Kneipen hier vorbei. Es gibt sehr viele sehr schöne und „andere“ Kneipen hier… An anderen Tagen gehe ich am Nachmittag ins Color Esperanza und gebe anschließend bis 21 Uhr noch Talleres (Workshops) im Dar.lo.Cab. Basti und ich studieren mit den Kindern zur Zeit Zirkusnummern ein, wir tanzen zu Bombaklängen. Das wirkt sehr gut, wenn wir an Wochenenden mit den Kindern vor das Regierungsgebäude ziehen und für Kinderrechte demonstrieren. Ausserdem wollen wir Handball-, Kunst- und Englischkurse anbieten. Jeden Montag sind Basti und ich in Tilcara. Das ist ein eineinhalb Stunden mit dem Bus entferntes Dorf in den Anden (UNESCO-Weltnaturerbe, die Quebrada von Humahuaca!). Dort ist es sehr sehr trocken und überall stehen Kakteen. Die Sonne ist dort sehr stark. Wir geben dort insgesamt drei Kursen Englischunterricht von je zwei Stunden. Das macht sehr viel Spass. Es ist eine ganz andere Arbeit, als die, die wir sonst die ganze Woche machen. Die Erwachsenen (bis zu 70 Jahre alt) und die Kinder sind sehr motiviert. Hier ist nochmal alles viel indigener, als schon in Jujuy. Fast alle haben Cechua-Nachnamen und teilweise können sie sogar noch die Indianersprache Cechua. Und auch die eindrucksvolle Natur und Umgebung lassen jeden Montag zu einem Highlight werden 🙂 Das ist also ein ganz normaler Tag in meinem derzeitigen Leben. Viele liebe Grüße nach Deutschland!

2 Gedanken zu “Ein ganz normaler Tag…

  1. Liebe Theresa,

    gestern abend haben wir Deinen Papa hochleben lassen und endlich die Adresse von Deinem Blog mir aufgeschrieben.

    Ich werde nun regelmäßig lesen, wie es Dir in diesem Jahr geht. Bin gespannt auf Deine Berichte.
    Liebe Grüße

    Inge

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